Fenster wurden über Jahrhunderte bis nach dem Zweiten Weltkrieg mit Leinöl konserviert.

Seitdem werden Fenster mit Kunstharzlacken beschichtet.


Leinölfarbe ist über Jahrhunderte Fensterfarbe gewesen.

Damit sie lange halten, wurden historische Fenster aus hochwertigem Holz hergestellt, mit Leinöl konserviert und mit Leinölfarbe gestrichen. Um diese lange Haltbarkeit wieder herzustellen, restaurieren Fensterhandwerker historische Fenster mit den traditionellen Handwerkstechniken und Materialien, die über Jahrhunderte erfolgreich verwendet wurden. Schichtbildende Acryllacke und Alkydharzlacke sind seit der Mitte des 20. Jh. mit verantwortlich für den Verlust historischer Fensterbestände aus Holz. Historische Fenster können um ein Vielfaches länger halten als moderne Holzfenster mit modernen Anstrichprodukten. Die Wiederherstellung der Leinölkonservierung ist daher eine Grundvoraussetzung für die Pflege denkmalrelevanter Fensterbestände.

Historische Fenster können nur mit

traditionellen Handwerkstechniken und

authentischen Materialien ihren Wert

behalten oder wiedergewinnen.

Fenster im Westerwald.

Fenster aus dem 19. Jh. in Limburg an der Lahn. Sieben der acht Scheiben sind noch mundgeblasene Originalscheiben. (Dieser authentische Fensterbestand wurde 2012 beseitigt und durch neue Fenster ersetzt.)

Leinölfarbe hat innerhalb der Leinkultur über Jahrhunderte zur Entwicklung einer eigenen Farbkultur beigetragen.

Erdfarben und natürliche Pigmente wurden dem gekochten Leinöl zugesetzt, um den nötigen Schutz der Leinölkonservierung vor Sonnenstrahlen zu gewährleisten. Die erfolgreiche Anwendung dieser natürlichen Substanzen erforderte in der Vergangenheit wie auch heute Kenntnisse und Fertigkeiten, die nur durch Erfahrung gewonnen werden können. Die Anwendung traditioneller Handwerkstechniken im Fensterhandwerk und die Anwendung hochwertiger, reiner Leinölfarbe ohne gesundheits- und umweltschädigende Lösemittel wurde über mehrere Jahrzehnte von den Fensterhandwerkern konsequent praktiziert, sodass ihre wiedergewonnenen Erfahrungen heute an Fensterbeständen umgesetzt werden, die zum Welterbe der UNESCO gehören. Unter diesen Fensterbeständen gehören auch die 8.000 Fenster des Welterbes Schloss von Versailles.

Öllein (lat. linum usitatissimum – „nützlichster Lein“ ) ist eines der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Das Öl wird aus den kalt gepressten Leinsamen gewonnen. Der zurückbleibende Leinkuchen gilt als wertvolles Zusatzfutter für Pferde und Vieh.

Gekochtes Leinöl wird mit Erdpigmenten (hier getrocknete und zerriebene rotbraune Tonerde des Limburger Beckens) verrieben und ergibt einen tiefroten Farbton, der für die Farbfassung von Fachwerk typisch wurde.

Fenster im Rheinland mit historischer Rollladenbekleidung.

Fenster in einem Baudenkmal im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal. Mit der Wiederherstellung der authentischen Leinölkonservierung wäre dieser Fensterbestand mit inneren Schlagläden gemäß der Gesamt-Energiebilanz optimal.

Fotos: © Die FensterHandWerker u. Wikimedia

Schiebefenster in einem Baudenkmal an der Lahn nach der Wieder-herstellung der Leinölkonservierung und Leinöl-Farbfassung von 1900.

Leinölfarbe wurde traditionell hergestellt indem getrocknete Erdfarben mit gekochtem Leinöl verrieben wurden. Verdünnungsmittel wie Terpentin werden bei reinem Leinöl und reiner Leinölfarbe nicht benötigt.

Fensterhandwerker setzen im Rahmen der Denkmalpflege mit Muster-Restaurierungen den Maßstab für die authentische Wiederherstellung der Konservierung mit Leinöl und Leinölfarbe.